Pudding-Abitur ist längst Geschichte

 
Flensburger Tageblatt, 15.11.2012
   
Berufliches Gymnasium feiert mit den drei Regionalen Bildungszentren sein 40-jähriges Bestehen 

Vom sogenannten „Pudding-Abitur“ wollen die Lehrkräfte an den drei Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ) in Flensburg nichts wissen. Im Gegenteil: Wer an der Hannah-Arendt-Schule (HAS), der Eckener-Schule (ESFL) oder an der Flensburger Wirtschaftsschule (HLA) die Allgemeine Hochschulreife macht, habe im Vergleich zu den Abiturienten allgemeinbildender Gymnasien oftmals einen Vorteil. Das machten gestern Nachmittag Vertreter aller drei Einrichtungen im Gebäude der HAS deutlich. Grund für das Zusammentreffen war das 40-jährige Bestehen des Beruflichen Gymnasiums an der HAS und der ESFL. An der HLA gibt es das Angebot schon seit 65 Jahren.

 „Das ist ein schöner Anlass, um das Berufliche Gymnasium ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken“, sagte HAS-Leiterin Monika Günther. Leider werde die Schulart in der Bevölkerung oft falsch verstanden. Der Abschluss – die Allgemeine Hochschulreife – ist der gleiche wie am allgemeinbildenden Gymnasium und ermöglicht den Zugang zu allen Studiengängen an Fachhochschulen und Universitäten. Der Grund für die besondere Qualität des Lehrangebots an den Beruflichen Gymnasien liegt nach Günther auf der Hand: Durch die Wahl eines speziellen Profils falle vielen Absolventen der Einstieg in das Studium oder in die Berufsausbildung leichter. „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.“ Dass das Berufliche Gymnasium zudem bei Schülern beliebt ist, zeige die hohe Absolventenquote: Die Zahl der Abiturienten, die am Beruflichen Gymnasium ihren Abschluss machen, liegt in Flensburg bei rund 40 Prozent. Das bestätige, dass es sich um eine stabile und starke Schulart handelt, sagte Günther.
 
Der Bildungsmanager der Stadt Flensburg, Dr. Wolfgang Sappert, bezeichnete die Quote als „enorm“. „Ich sehe diese Schulart als eine wichtige Ergänzung zum Abitur am allgemeinbildenden Gymnasium.“
 
Ein weiterer Pluspunkt, den das Abitur auf der Berufsschule habe, sei die hohe Wertschätzung in der Wirtschaft, so Ekkard Schenkewitz von der HLA. Vor allem die Möglichkeit, Englisch als Unterrichtssprache in den wirtschaftswissenschaftlichen Fächern zu wählen, sei sinnvoll. „Diese Schüler werden in der Wirtschaft sehr gerne genommen.“
 
Solche und andere Angebote machen das Berufliche Gymnasium zum „Zukunftsmodell“, sagte Dr. Sven Mohr von der Eckener-Schule, die das technische Profil anbietet. „Vor allem ist es aber auch der respektvolle Umgang miteinander, der das Berufliche Gymnasium so besonders macht.“ Die Kollegen seien sehr engagiert, da sie aufgrund ihrer Berufsausbildung einen besonderen Bezug zum Unterrichtsgegenstand hätten.

sh:z/Flensburger Tageblatt/Text: Stephanie Tomé, Bild: Staudt