„Warum habt ihr nicht auf uns gehört?“: Eckener-Schüler diskutierten mit Politikern

Flensburger Tageblatt, 14.02.2011 
 
Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich am Freitag in der Aula der Eckener Schule in Flensburg. Nicht etwa ein Lehrer stand den Schülern der elften Klassen gegenüber – sondern sechs Landtagsabgeordnete, aus jeder Fraktion in Kiel einer.

 
Die Politiker waren zum Diskutieren gekommen. Die Eckener-Schüler hatten sie zu der Runde eigens eingeladen hatten. Koordinator Jürgen Beuse war es dabei wichtig, die Abwehrhaltung gegenüber der Politik und das wenig positive Verständnis aufzubrechen: „Das Entscheidende ist, dass die Schüler die Notwendigkeit sehen, dass Politik gemacht wird.“ Dieses Ziel wurde während der knapp zweistündigen Diskussion definitiv erreicht.
 
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde – ein Abgeordneter stellte den anderen vor – teilte sich die Gruppe in drei kleinere mit je zwei Politikern auf. Ein Team bildeten Lothar Hay (SPD) und Heinz-Werner Jezewski (Linke).
 
Vorerst herrschte Stille im Raum. Zunächst war unklar, wie das Gespräch starten soll. Dann stellt der erste Schüler seine Frage: „Was machen Sie, damit die Jugendlichen mehr zu den Wahlen gehen?“
 
Jetzt kommt das Gespräch ins Rollen. Die Fragen werden neckischer, die Zahl der Wortmeldungen nimmt zu. Es entsteht eine lockere Atmosphäre, in der sich Politiker und Schüler auf gleicher Augenhöhe treffen. Der Fokus liegt auf der Schulpolitik. G8, G9 oder doch GY? Gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse? Hier gehen die Meinungen der Schüler auseinander. „Kontraproduktiv“ sei das Projekt Gemeinschafts- und Regionalschule, es würde die besseren Schüler „ausbremsen“. Andere sehen darin kein Problem, haben es selbst schon erlebt und sind der Auffassung, es „funktioniert wunderbar“. Einig sind sich die Schüler darin, dass das Hin und Her in der Schulpolitik nervt. Angesichts von vielen Schüler-Demonstrationen fragen sie: „Warum habt ihr nicht auf uns gehört?“
 
Lange beschäftigt die Gruppe dieses Thema, bis weitere zur Sprache kommen. Neben Berufsaussichten und erneuerbarer Energie geht es um die politische Zukunft der Schüler. Der Zuhörer merkt, dass die Jugend durchaus Interesse zeigt, sie wollen was bewirken, verändern. Hay stellte hierbei klar, dass es vollkommen in Ordnung sei, sich vorerst vielleicht nur einem politischen Thema zu widmen und danach wieder aufzuhören. Hauptsache die Jugendlichen verfolgen mit eigenem Engagement ihre Ziele.
 
Am Ende ist noch viel Redebedarf, die Zeit hat nicht ausgereicht. Doch nicht nur aus diesem Grund hoffen sowohl die Schüler als auch die Politiker auf ein Wiedersehen. „Was ich cool gefunden hätte, wenn wir einen Kompromiss gefunden hätten – eine Art Aufgabe sowohl für uns Schüler als auch für die Politiker – und diese im nächsten Jahr gemeinsam aufzuarbeiten“, sagt Schülerin Eva Arnold, die durch das Treffen viele nützliche Informationen sammeln konnte. Schulleiter Sven Mohr sieht es genau so: „Ich bin mit dem Ablauf sehr zufrieden. Wir würden das gerne wiederholen.“
 
Die Kieler Abgeordneten berichteten, dass sie auch gerne an andere Schulen  gehen würden – allein die Einladungen fehlten. 
 
sh:z/Flensburger Tageblatt/Text: Julia Sieg / Foto: Michael Staudt vom 14.02.2011