Aus dem Flensburger Tageblatt: Dienstag, 9. APRIL 2002

Berufsschüler gründeten eigene Firma

Praxisnahe Ausbildung für Techniker

SATRUP/FLENSBURG (ami)

Den jungen Technikern fehlen Praxis und das Verständnis für betriebliche Abläufe. Dietmar Post kennt die Wünsche der Unternehmer über die Ausbildung von Technikern nur zu gut. Als Diplomingenieur hat er viele Jahre in einem Satruper Lebensmittelbetrieb für die technischen Abläufe verantwortlich ge- zeichnet, bevor er zur Fachschule für Technik und Gestaltung in Flensburg als Berufsschullehrer wechselte. In seiner neuen Tätigkeit wurde Post bald von den Mängeln des Systems eingeholt und erkannte, dass dringend Abhilfe geboten ist. Gemeinsam mit der Schulleitung konzipierte er ein neues System des Praxisorientierten Unterrichtes. Er erinnerte sich an frühere Gesprächspartner aus der Industrie und fand bei ihnen große Zustimmung mit der Idee, die Ausbildung um einen praktischen Teil zu erweitern.Dies solle so wirklichkeitsnah wie möglich geschehen und erforderte die Unterstützung aus den Reihen der Unternehmer. Besonders die Firma PS-System-Pack aus Zarrentin engagierte sich, indem sie eine Verpackungsmaschine aus der laufenden Produktion der Flensburger Fachschule für den Ausbildungsabschnitt überließ. Elf Schüler wurden für dieses Projekt in die raue Wirklichkeit des Unternehmensalltags entlassen: Sie gründeten zu Lernzwecken eine Firma und übernahmen Leitungsfunktionen. Für viele war dies Neuland, denn erstmals wurden die jungen Techniker mit der ganzen Bandbreite unternehmerischer Strukturen konfrontiert. Eine Abteilung befasste sich mit der Verbesserung der Maschine und hatte sie den Wünschen des Kunden ent sprechend umzugestalten. Verträge galt es auszuhandeln und den Kundendienst zu organisieren. Dazu musste der betriebsinterne Teil mit einer Werkstatt und den betrieblichen Abläufen erarbeitet werden. Dies geschah nicht im internen Kreis, sondern konnte durch die Mitarbeit der externen Unternehmen wirklichkeitsnah abgewickelt werden. Den Unternehmen wurden Angebote und Kaufverträge übersandt, technische und kaufmännische Fragen wurden geklärt und die gesamte Korrespondenz abgewickelt, wie es zwischen richtigen Unternehmen üblich ist. Renommierte Unternehmen wie Busch-Vakuumtechnik, Bizerba und der TÜV spielten dieses Spiel mit. Nach einem halben Jahr ha ben die Schule und die beteiligten Unternehmen mit den Schülern gemeinsam das Ergebnis bei einer Messe analysiert. Von den Unternehmern be kam das Projekt hohe Aner kennung und für die elf Technik-Schüler gab es viele neue Erkenntnisse - und vor allem Verbindungen zu den Parterfirmen.